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Maginotlinie
Vorwort
Die Maginot-Linie
Im II. Weltkrieg
L’ouvrage du Schoenenbourg
L’ouvrage du Four-a-Chaux
L’ouvrage du Simserhof
L’ouvrage du Hackenberg
Das Werk Immerhof
Das Werk von Fermont
L’ouvrage du Villy-la-Ferte
Tagebuch

Die Maginot-Linie und der Zweite Weltkrieg

Auf den Gedanken, ein lineares Verteidigungssystem entlang der nördlichen Grenze Frankreichs zu erschaffen, kommt ein von André Maginot gewähltes Komitee aus Krediten der Bereiche Kriegs- bzw. Verteidigungsstrategie unter Painlevé, dem Verteidigungsminister von 1929. Sein Nachfolger, der Held des ersten Weltkriegs André Maginot, französischer Verteidigungsminister von 1922-24 und von 1929-1932, treibt die Idee zum Bau einer Verteidigungslinie, die später nach ihm benannt wird, maßgeblich voran.

Die Maginot-Linie soll von Basel bis Sedan führen, angefangen mit der Casemate de Markolsheim im Süden über Strasbourg, Hatten, Schoenenbourg, Lembach, Bitche, an Sarreguemines und Forbach vorbei über St-Avold, Bambiderstroff, Bockange, Hestroff, Dalstein, Veckring, Cattenom, Sentzich, südlich an Thionville vorbei über Hettange-Grande, Fermont, Velosnes, durch Montmédy bis nach Villy-la-Ferté, dem äußersten nordwestlichen Flügel der Linie.

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1932/33 begonnen, ist der Bau der Linie 1939 beendet, sie war nun einsatzbereit. In diesen 7 Jahren verschlingt die Konstruktion der Maginot-Linie 5,5 Milliarden Goldfranc, was den Staat mehr kostete, als die Atombewaffnung später. 314 km in Beton erstrecken sich von der Schweizer Grenze bis nach Lothringen in die Ardennen. Die Maginot-Linie führt dabei über drei Flüsse: Saar, Mosel und Maas.

Im Schnitt 12 km hinter der Grenze verlaufend, ist die Reichweite der Geschütze jeweils dem Grenzverlauf angepaßt und beträgt nie mehr als bis kurz vor diese, denn die Linie stellt ein reines Verteidigungswerk dar. Das militärische Konzept der Franzosen sieht eine reine Defensivstrategie vor. Die französische Doktrin besagt überdies, daß man sich nicht an zwei Fronten schlage, und so wird alles menschenmögliche getan, damit die entscheidend Schlacht an dieser Front stattfindet, auf dem präparierten Schlachtfeld sozusagen.
Verteidigungswerke haben militärtaktisch den Zweck, Truppen einzusparen. Die Maginot-Linie aber verschlingt Truppen. Noch dazu die besten, denn zu ihrer Besetzung sind Spezialisten nötig. Die jungen Offiziere gehen damals von der Kriegsschule in Saint-Cyr nicht mehr „ in die Legion“, sondern „in den Beton“. Die Sinnlosigkeit erreichte damit ihren Höhepunkt. 21 Divisionen stecken von Basel bis Sedan unter der Erde. Die Maginot-Linie erspart keine Truppen, sondern saugt sie auf und schwächt die besten Divisionen der französischen Armee.

Von 1939 bis zum Mai 1940 verbringen die Truppen in der Maginot-Linie eine geruhsame Zeit. Der drôle de guerre dauert ungefähr zehn Monate. Es kommt während dieser Zeit kaum zu Schußwechseln. Länger anhaltende Gefechte Ende Mai, Anfang Juni wie am Werk Simserhof, Bambesch oder in La Ferté bilden die Ausnahme. Die Maginot-Linie ebenso wie der ihr gegenüberliegende Westwall, die Siegfriedlinie, gelten beide als uneinnehmbar. Es heißt, daß jede angreifende Armee an beiden Wällen scheitern werde. Und so greift erst gar nicht an. Die Feldtheater sind zu dieser Zeit auf beiden Seiten die belebtesten Abteilungen. Verwundete oder Tote gibt es nur bei Unfällen, selten durch Feindeinwirkung. Une drôle de guerre, ein seltsamer Krieg.
Das übersteigerte Vertrauen der Franzosen in ihre geliebte Maginot-Linie und die langen Monate des drôle de guerre lassen sie bequem werden...

Als Hitler 1939 Polen überrennt, unternimmt das mit Polen verbündete Frankreich keine Offensive, sondern besteht weiterhin auf einer Defensivstrategie. Das Französische OK zieht aus dem Polenfeldzug keine Lehren oder Konsequenzen im Hinblick auf eine Änderung ihrer Kriegstaktik.
Indes bereitete Hitler den Westfeldzug gegen Frankreich vor. Der erste Angriffsplan entsteht am 31.12.1939 und sieht den 12.11.1939 als Angriffstag vor. Hitler faßt den Entschluß, Frankreich zu schlagen, noch während der Polenfeldzug andauert. Am 19.10.1939 ist der Angriffsplan vom Deutschen Oberheereskommando fertig ausgearbeitet. Er sieht einen Einmarsch der Deutschen Armee in drei Ländern vor, denen Hitler zuvor Neutralität zugesichert hat: Holland, Belgien und Luxemburg.

Die drei deutschen Heeresgruppen teilen sich folgende Aufgaben:

      Heeresgruppe A: Durchstoß in den Ardennen und Übergang der Maas

      Heeresgruppe B: Erobern des Nordseeufers

      Heeresgruppe C: Front zwischen Schweiz und Luxemburg halten

Der Plan geht davon aus, daß der entscheidende Angriff sichelschnittförmig ausgeführt werden sollte. Er erinnert deshalb und wegen des wichtigen Überraschungseffektes stark an den Schlieffen-Plan von 1914. Hitler ist unzufrieden und der Meinung, der Überraschungseffekt von 1914 sei nicht wiederholbar; die Franzosen werden den Vorstoß durch Belgien diesmal erwarten. Hitler geht davon aus, daß die französische Elite zwischen Ardennen und Nordsee steht. Doch die französische Elite befindet sich in der Maginot-Linie.

In den Instruktionen des verantwortlichen französischen Befehlshabers für den Abschnitt Sedan Huntzinger heißt es, er solle eine Umgehung der Maginot-Linie zu verhindern. Die besten 4 Divisionen legt er deshalb auf seinen rechten Flügel, auf den stark befestigten Brückenkopf von Montmédy. Die restlichen 2 Divisionen bestehend aus alten Reservisten legt er auf den unbefestigten linken Flügel an den Zugang von Sedan.
Die Westoffensive wird mangels guten Wetters immer weiter verschoben. Derweil geht der Sitzkrieg, weiter und die Franzosen langweilen sich tödlich. Die Kampfbereitschaft des französischen Heeres ist ohnehin nicht besonders hoch zu veranschlagen und zusammen mit dem übersteigerte Vertrauen in ihre Maginot-Linie führt es zu einem stetigen Nachlassen der Kampfmoral in den zehn Monaten des drôle de guerre.

Inzwischen reift im Oberheereskommando der Plan von einem Durchstoß bei Sedan. Ob nun Hitler oder Manstein der Vater dieses Plans ist, bleibt umstritten. Hitler erkennt, daß die großen Lichtungen von Arlon, Tintigny und Florenville es gestatten, die Maas zu erreichen, ohne auf Hochwald zu stoßen. Manstein sieht die Möglichkeit, die Sommemündung in einem Zug zu erreichen.
Da die Ardennen bei den Franzosen als unüberwindliches Hindernis für Panzereinheiten gelten, bietet sich ein Vorstoß über eben diese als besonderes taktisches Überraschungsmoment an. Die schwächsten Truppen des Gegners befinden sich im Schutz der „unüberwindlichen Naturhindernisse“ Ardennen und Maas, deren Überwindung für die Deutsche Armee, die zuvor in Polen schon Weichsel und Bug überschritten hatte, kein Problem darstellt. Die Verteidigungswerke um Sedan befinden sich in einem Zustand, der mit 'rudimentär' oder 'embryonal' beschrieben werden kann. Da bei der französischen Armee keine Verbindung zwischen den unbeweglichen Heeresteilen (in der Maginot-Linie) und den auf sie zu marschierenden Armeen existiert, gibt es damit keinen Angelpunkt für das in Belgien operierende Heer.

Das Gespenst der Maginot-Linie vernebelte alle Köpfe. Die Tatsache, daß die Ardennen und Maas kein Hindernis für Panzer sind und daß innerhalb von drei Tagen acht feindliche Divisionen die Maas erreichen können, stört die Befehlshaber der französischen Armee Georges und Gamelin, Chef des französischen Generalstabs und Oberbefehlshaber der alliierten Streitkräfte, wenig. Sie scheinen beide zwei völlig unterschiedliche Schlachten zu erwarten. Die eine soll an der Maginot-Linie, die andere in Belgien geschlagen werden. Dazwischen soll eine ruhige Zone mit mittelmäßigen und schwach ausgerüsteten Divisionen gehalten werden.
Weitere widersinnige Vorkehrungen werden getroffen: In Lothringen und im Elsaß ziehen sich zusätzliche Truppen hinter der Maginot-Linie zusammen. Insgesamt sind es nun 40 Divisionen, Unmengen von Artillerie und Panzern. Demgegenüber stehen nur ca. 20 mittelmäßige deutsche Divisionen und kein einziger Panzer. Das Französische OK besteht trotzdem auf der Beibehaltung der französischen zweieinhalb zu eins- Übermacht, obwohl die französischen Truppen an allen anderen Abschnitten der Front dem Gegner unterlegen sind.

Der Frankreichfeldzug fängt ab dem 10. Mai 1940 an, methodisch abzulaufen. Der Plan sieht wie erwähnt einen sichelschnittartigen Vorstoß über Sedan zur Sommemündung vor, um die gegnerischen Kräfte in eine Nord- und Südgruppe zu spalten. Die Deutschen sind damit erfolgreich. Engländer und Franzosen lassen sich sogar noch in Belgien einschließen. Die französisch-britische Verteidigungsstrategie nahm einen deutschen Angriff unter Aussparung der Maginot-Linie hauptsächlich gegen das nordfanzösische, weniger gesicherte Gebiet an. Nach Scheitern des deutschen Angriffs sollte Gelegenheit zu einer alliierten Gegenoffensive gegeben sein. Die Ardennen und Maastal galten auch bei den alliierten Briten als kaum zu bewältigende Naturhindernisse, die Maginot-Linie als uneinnehmbar. Deshalb stationierten sie die besten Verbände im Norden und weiter südlich an der Maas zwei weniger kampfkräftige Armeen.
Am 12. Mai 1940 steht der Organisator der deutschen Panzerwaffe Generaloberst Guderian vor Sedan, der Kommandeur einer Panzerdivision Generalfeldmarschall Rommel in Dinant, deutsche Truppen befinden sich an der Maas. Die verständliche Unruhe bei Georges gilt an diesem Tag nur seiner heißgeliebten Maginot-Linie. Er befiehlt Huntzinger, eine Umgehung der Linie unter allen Umständen zu verhindern und die Deutschen an der Linie Inor-Montmédy aufzuhalten.

Zu diesem Zeitpunkt interessiert sich das deutsche Oberkommando nicht im geringsten für die Maginot-Linie. Zugleich ist am 12. Mai die Rolle der Zweiten französischen Armee unter dem Befehl von Huntzinger in der Schlacht an der Maas beendet. Der Befehl, die Maginot-Linie zu schützen, kann von ihm bis Juni ohne große Schwierigkeiten ausgeführt werden, denn die deutschen Panzer stoßen nun in eine andere Richtung vor.
Der erste Kontakt der Deutschen mit der Maginot-Linie unter Kampfhandlungen erfolgt am 15. Mai 1940.

Die deutsche Offensive an Somme und Aisne beginnt am 5. Juni 1940. Sie leitet die zweite Phase des Westfeldzugs ein, den „Fall Rot“. Heeresgruppe A kommt das Durchbrechen der Sommefront zu, Heeresgruppe B greift in der Champagne an. Widerstand des Gegners ist in diesem Plan nicht mehr vorgesehen. Im Mai hat Deutschland noch etwas riskiert, im Juni ist dies nicht mehr der Fall.
Am 9. Juni überwindet die Heeresgruppe A die Aisne an mehreren Stellen unter erheblichen Verlusten. Das Ziel dieser Operation ist, die Verteidigungslinien von Elsaß-Lothringen bis nach Paris zu durchstoßen.

Der Befehl zur Aufgabe der Maginot-Linie wird vom Französischen OK am 12.6.1940 unterzeichnet. Um diesen Rückzugsbefehl durchzuführen, müssen die französischen Ostarmeen von Lothringen und Elsaß 250 km zurücklegen, um sich in Dijon zu sammeln. Guderian stößt in der von ihm geschlagenen Bresche zwischen der 2. und der 4. französischen Armee rasch vor, um der 2. Armee den Rückzug abzuschneiden. Der Alptraum des französischen Generalstabs, eine Umgehung der Maginot-Linie, wird gleichzeitig Wirklichkeit.
Einige Werke der Maginot-Linie verweigern die Kapitulation und ergeben sich erst Anfang Juli. Die Befehlshaber erklären in Protestnoten, die Verteidigungsmittel seien unangetastet und die Kapitulation erfolge nicht aufgrund feindlicher Übermacht, sondern auf Befehl der französischen Regierung. So wird die legendäre Maginot-Linie, die Unsummen kostete und die jahrelang das gesamte militärtaktische Denken Frankreichs beherrschte kampflos aufgegeben. Sie entpuppte sich als zweckloser Schild, hinter dem General Weygand, der im Mai Gamelin ablöste, die völlig unangeschlagene 3.,5. und 8. Armee stehen ließ. Auch Weygand konnte letztlich die Kapitulation der Maginot-Linie nicht verhindern und bat um Waffenstillstand.

Der 14. Juni leitete das Unternehmen „Tiger“ ein: ein Angriff beiderseits von Saarbrücken der Heeresgruppe C. Direkte Angriffe auf einzelne Forts der Linie im Nordelsaß nach dem Einmarsch in Paris am 14. Juni bleiben ohne Erfolg.
Am 15. Juni ist der französische Widerstand praktisch gebrochen. Verdun ist erobert; die Einkesselung der Gegnerischen Verbände in Ostfrankreich macht die Einnahme der einzelnen Festungswerke der Maginot-Linie überflüssig.

Am 16. Juni befindet sich Guderian an der Saône, die 7. deutsche Armee überschreitet den Rhein und besetzt das Elsaß. Am 18. Juni stehen Truppen in Cherbourg und an der westlichen Schweizer Grenze. Schon am 17. Juni bittet Pétain um einen Waffenstillstand. Am 19. Juni fällt Lyon. Der Waffenstillstand wird am 22. Juni 1940 im Wald von Compiègne unterzeichnet, am 25. Juni wird überall das Feuer eingestellt.
Innerhalb von 15 Tagen erreichten deutsche Truppen im Nordabschnitt Brest und Nantes, in der Mitte Orléans und im Südosten die Schweizer Grenze. Der ostfranzösische Festungsgürtel Maginot-Linie wurde auf diese Weise von hinten genommen. Die Bunker der Maginot-Linie, in die Frankreich so viel Arbeit, Geld und blindes Vertrauen gesetzt hatte, waren ca. zwei Monate lang gebrauchsfähig, bevor sie der Deutschen Wehrmacht in die Hände fielen.

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